
WERBUNG für den Roman Über alle Grenzen
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Schon lange hatte ich kein Buch mehr von Hera Lind gelesen. Und so war ich sehr gespannt auf diesen “Tatsachenroman” deutsch-deutscher Historie. Ihre Story beruht auf zwei wahre Geschichten, die Hera Lind gekonnt zu einer spannenden Erzählung zusammengefügt hat.
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KLAPPENTEXT
Voller Begeisterung zieht die bayrische Familie Alexander in den späten 1950er-Jahren vom Chiemsee nach Thüringen, wo der Vater Direktor im Erfurter Zoo wird. Ein Paradies für die Kinder Lotte, Bruno und deren Schwestern. Doch dann wird die Mauer gebaut, und es gibt kein Zurück. Obwohl der musikalisch hochtalentierte Bruno gerade frisch verheiratet und Vater geworden ist, flieht er Hals über Kopf in den Westen. Er ist frei, hinterlässt aber eine geschockte Familie, deren Leben nun vollends aus den Fugen gerät. Besonders als Bruno den Vater anfleht, seiner Frau und dem Baby zur Flucht zu verhelfen …
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ACHTUNG SPOILER!
Vom Chiemsee nach Erfurt
Lotti und ihr zwei jahre älterer Bruder Bruno wachsen zusammen mit den Schwestern Edith, Marianne und Baby Tanja in einem liebevollen Elternhaus auf. Der Vater, der im Sommer 1959 das Angebot annimmt Direktor des Erfurter Zoos zu werden, verläßt mit Frau und den 5 Kindern das gemütliche bayerische Heim und viele Anverwandte am Chiemsee. Dass der Umzug nach Thüringen eine Reise ohne Wiederkehr wird, ist der Familie anfangs nicht bewußt. Sie pflegen bis zum Bau der Mauer weiterhin ihre Kontakte in die Bundesrepublik. Das wird in der DDR nicht gern gesehen und hat Konsequenzen. So darf Lotti beispielsweise nicht studieren, sondern muss eine Lehre absolvieren.
Bruno / Burschi
Bruno – der von allen nur Burschi genannt wird – ist ein begnadeter Geiger und wird von seiner Familie vergöttert. Er darf mit seiner Geige auf Tournee gehen, die Grenzen der DDR verlassen und fremde Länder bereisen. Die Sängerin Kati erobert sein Herz und schon bald stellt sich Nachwuchs ein. Alles könnte eitel Wonne sein. Doch Bruno ist von Tag zu Tag unzufriedener mit System der DDR und flieht in den Westen. Damit beginnen die Repressalien für die ganze Familie. Zwar ist Katis Vater linientreu, doch auch er kann nur bedingt helfen. Es dauert nicht lange, bis Bruno seinen Vater bittet Kati und dem Baby bei der Flucht in die Bundesrepublik behilflich zu sein. Der kann dem Wunsch des Sohnes natürlich nicht widersprechen und kurz darauf machen auch Schwiegertochter und Enkel rüber in den Westen.
Doch dann erkrankt Brunos Mutter schwer. Edith und Marianne, beide mit linientreuen DDR-Bürgern verheiratet, haben längst mit Bruno gebrochen und machen ihn für das schwere Schicksal der Familie verantwortlich. Von ihnen ist keine Hilfe zu erwarten. Bruno wünscht sich nichts sehnlicher, als seine Mutter noch einmal zu sehen. Und so entschließt er sich, die Grenzen erneut zu überwinden und für eine paar Stunden zurück in die DDR zu reisen, um sie zu besuchen. Aber aus dem Kurzbesuch, vor dem Kati ihn händeringend gewarnt hat, wird ein jahrelanger Gefängnisaufenthalt, denn er wird geschnappt. Monatelang weiß kein Mensch wo Bruno steckt – weder Kati, die mit den Kindern im Westen auf ihren Mann wartet, noch die Familie im Osten. Bis Bruno eines Tages in Handschellen in das Haus der Eltern gebracht wird: er darf seiner todkranken Mutter einen letzten, 15minütigen Besuch abstatten.
Lotti
Der Vater hat längst den Posten als Direktor des Erfurter Zoos verloren und seiner Lieblingstochter Lotti ergeht es ähnlich. Da sie nicht bereit ist sich von Burschi loszusagen, muss sie die Folgen tragen und verliert mehrmals ihren Job. Anfang der 1980er Jahre sind die Repressalien gegen sie, ihren Mann Paul und die Töchter so stark, dass sie einen Ausreiseantrag stellen. Als dieser genehmigt wird und sie in die Bundesrepublik ausreisen, verliert sich die Spur von Burschi.
Lotti, die ihren Bruder über 30 Jahre gesucht hat, wird im Herbst 2010 fündig. Sie findet Bruno in Neumünster in einem Heim. Er ist ein Pflegefall. Der Gefängnis-Aufenthalt in der DDR hat ihn zu einem gebrochenen Mann gemacht; Kati und seine beiden Kinder haben sich von ihm abgewendet. So beschließt sie gemeinsam mit ihrem Mann Paul, den Bruder nach Bayern zu holen. Beide hoffen inständig, dass sie auf die vielen offenen Fragen, die sie bezüglich Brunos jahrelangem Verbleib haben, Antworten bekommen werden.
Ob sie die bekommen? Lesen Sie selbst!
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ISBN 978-3453291881
384 Seiten
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FAZIT
Das Buch ist aus Lottis Sicht in der ich-Form geschrieben. Dabei wechseln die Kapitel zwischen der Zeit in der DDR und der Gegenwart. Hera Lind gelingt es eine flüssige, spannende Geschichte zu schreiben, die ich nur schwer zur Seite legen konnte.
Mich hat der Roman Über alle Grenzen von Hera Lind sehr betroffen gemacht, in mehrerlei Hinsicht. Einerseits kann ich bis heute nicht nachvollziehen, wie ein System seinesgleichen systematisch bespitzelt, gegeneinander ausgespielt und fertig gemacht hat. Und andererseits ist die Art und Weise, wie sich die Protagonistin Lotti um ihren pflegebedürftigen Bruder Burschi kümmert, rührend. In meinen Augen ist es bewundernswert, wie sie versucht ihm, so viele Jahre nachdem er selbst die ganze Familie in ein Unglück gestürzt hat, die letzte Phase seines Lebens wieder lebenswert zu gestalten.
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Der Roman Über alle Grenzen wurde mir kosten- und bedingungslos von Random House / Diana Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Die Rezension stellt meine persönliche Meinung dar.
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Kennen Sie ähnliche Schicksale? Oder haben Sie selbst Erfahrungen in der DDR/BRD-Zeit hüben oder drüben gesammelt?
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🙂 . Ich wünsche Ihnen einen sehr SCHÖNEN Tag! 🙂
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Juli 9, 2019
Das klingt ja gar nicht nach dem üblichen Hera-Lind-Holzhammer-Humor, sondern absolut lesenswert. Ich habe als Schon-immer-Wessi bis auf eine Klassenfahrt in der 10. Klasse nach Berlin mit obligatorischem Besuch in Ost-Berlin nie Erfahrungen in Sachen DDR gesammelt. Ich erinnere mich aber noch, dass die Fahrt mit der U-Bahn, die zwei stillgelegte DDR-Bahnhöfe ohne Halt durchfuhr, absolut gruselig war. Die Fahrt über die Transitautobahn auch…
Liebe Grüße
Fran
Juli 9, 2019
🙂 An die U-Bahnfahrt und die stillgelegten Ost-Bahnhöfe kann ich mich auch noch gut erinnern, liebe Fran!
Und auch an die Fahrten von Lauenburg nach West-Berlin. Jeder Trabbi ist mit 105km/h an einem vorbei gezuckelt – die Insassen lachend und winkend! – und ich musste genau die 100 km/h einhalten, sonst hätt’s wieder ein Strafmandat gegeben…
Das Buch ist wirklich nicht mit den frühen Hera Lind-Schmökern zu vergleichen!
Schönen Abend und liebe Grüße aus dem grauen Wien 🙂
Juli 9, 2019
Liebe Claudia,
Da mein IPad nicht funktioniert, werde ich mir das Buch gleich morgen bei Th…. am Hauptbahnhof holen. Deine Buchbeschreibung hat mich neugierig gemacht.
Herzliche Grüße EvelinWakri
Juli 9, 2019
🙂 Liebe Evelin,
mich hat das Buch wirklich berührt. Bin gespannt, wie es Dir gefallen wird.
Schönen Abend und liebe Grüße 🙂
Juli 9, 2019
Von Hera Lind habe ich nie etwas gelesen! 🙁 Ich glaube, ich habe etwas verpasst… Danke für den Buchtipp!
Liebe Grüße,
Claudia